Marc Mayer-Vorfelder und Dr. Marcus Hochhaus im Interview bei SPONSORs.
Durch die Corona-Krise wurden auch in der Sportbusiness-Branche viele etablierte Konzepte des Berufsalltags infrage gestellt. Marc Mayer-Vorfelder und Marcus Hochhaus, Managing Partner der Personal- und Strategieberatung Sportheads, sprechen im SPONSORs-Interview über die langfristigen Folgen auf Gehälter und Jobprofile in der Branche.
SPONSORs: Die Corona-Pandemie dauert an, sie hat viele Branchenteilnehmer über Monate zu Maßnahmen wie Kurzarbeit gezwungen und durch wegfallende Aufträge in existenzielle Not gebracht. Wie ernst ist die Lage?
Mayer-Vorfelder: Auch unsere Branche befindet sich in einem sehr anspruchsvollem Stresstest. Wichtige Erlösquellen sind weggefallen, die in vielen Fällen nicht durch eigene Reserven, sondern nur durch Corona-Hilfen ausgeglichen werden können. Ende 2021 oder spätestens Anfang 2022 dürfte sich die Lage noch einmal verschärfen, wenn die Möglichkeit der Kurzarbeit ausläuft und bis dahin noch keine deutliche Verbesserung herrscht. Die Nachrichten zu den Impfstoffen bedeuten zumindest ein Licht am Ende des Tunnels.
Hochhaus: In einzelnen Segmenten der Branche und bei einzelne Unternehmensgrößen gibt es durchaus unterschiedliche Auswirkungen mit einigen Gewinnern und vielen Verlierern. Etwa im Bereich der digitalen Vermarktung und Aktivierung nehmen wir vermehrt positive Signale aus dem Markt wahr. Schwierig bleibt es vor allem für kleinere Unternehmen und Agenturen, die Umsatzeinbrüche von wichtigen Kunden nicht kompensieren können. Hier sind bereits erste Konsolidierungstendenzen sichtbar.
SPONSORs: Welche Auswirkungen hat die Krise auf die Gehaltsstrukturen im Sport?
Hochhaus: Mittelfristig werden die Personalbudgets wieder wachsen, sobald die Umsätze das Vorkrisenniveau erreicht haben. Im kommerziellen Bereich wird der Wiederaufbau von Personal aber mit der Veränderung von Anforderungsprofilen einhergehen.
Mayer-Vorfelder: Die Entwicklung der Gehälter orientiert sich naturgemäß am Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wir beobachten auf beiden Seiten Veränderungen die darauf Einfluss nehmen, wie zum Beispiel Stellenabbau oder eine geringere Wechselbereitschaft. Ich bin mir aber sicher: Die Professionalisierung der Sportbranche wird nach der Krise einen neuen Schub bekommen. Ich erwarte, dass langfristig vor allem Top-Führungskräfte und Top-Fachkräfte von einem höheren Gehaltsniveau profitieren.
SPONSORs: Die Berufsbilder und Anforderungen ändern sich aktuell rasant. Welche Jobs sind momentan besonders gefragt und werden entsprechend bezahlt?
Hochhaus: Es wird zum einen immer häufiger auf externes Know-how gesetzt, um neue Impulse zu erhalten und Geschäftsmodelle aus anderen Branchen zu adaptieren. Zum anderen ist die fortschreitende digitale Transformation ein wichtiger werdendes Kriterium bei der Personalauswahl. Das gilt sowohl innerhalb der Organisation als auch in den Beziehungen mit Mitgliedern, Kunden und Partnern. Je nach Position und Führungsebene übersetzt sich das in ganz unterschiedliche Anforderungen.
Mayer-Vorfelder: Aufgrund der Pandemie-bedingten Unsicherheit ist das Angebot neu geschaffener Stellen natürlich zurückgegangen. Eine besonders hohe Nachfrage ist dort gegeben, wo sich Marktteilnehmer auch einen unmittelbaren Benefit versprechen – wie zum Beispiel im Bereich der Datenanalyse oder im Bereich digitaler Erlösquellen.
SPONSORs: Für die Wahl des Arbeitsplatzes ist das Gehalt nur eines von vielen Kriterien. Worauf legen Arbeitnehmer im Sportbusiness darüber hinaus besonders Wert?
Mayer-Vorfelder: Mit der „Emotionalität des Sports“ alleine lässt sich heute nur noch schwer punkten. Die damit verbundene Bereitschaft für den Job auf etwas zu verzichten nimmt ab. Eine steigende Anspruchshaltung stellen wir in Bezug auf mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und inhaltlichen Gestaltungsspielraum fest. Auch Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sowie die Unternehmenskultur spielen eine immer wichtigere Rolle.
SPONSORs: Wie werden künftig Themen wie Home-Office und flexible Arbeitszeiten gehandhabt?
Mayer-Vorfelder: Ich bin davon überzeugt, dass sich in der Zukunft Hybrid-Modelle etablieren werden, in denen die Möglichkeit besteht, den Arbeitsort und die Arbeitszeit zu einem größeren Anteil selbst zu bestimmen. Die Krise hat viele Vor- und Nachteile der verschiedenen Arbeitswelten deutlich gemacht – aus Arbeitgeber- wie aus Arbeitnehmer-Perspektive. Vorteile ergeben sich in den meisten Fällen nur in einer Kombination aus einem flexiblen und festen Rahmen.
SPONSORs: Viele Sportorganisationen sind noch immer streng hierarchisch strukturiert. Macht sie das für hochqualifizierte Mitarbeiter weniger interessant?
Hochhaus: Eine Organisation sollte vor allem effizient, agil und widerstandsfähig sein und in erster Linie dem Unternehmenszweck dienen. Die jeweilige Struktur spiegelt nur eine Möglichkeit wider, die Arbeit zu organisieren, also eher nach dem Motto „Structure follows strategy“. Agile Organisationen können sich schneller an neue Herausforderungen anpassen. Starre Hierarchien haben gut in einem stabilen Umfeld funktioniert, was im Sport ja oft noch in Verwaltungen und Verbänden zu finden ist.
SPONSORs: In Bezug auf die Mitarbeiter braucht ein Unternehmen aber nicht nur Hochqualifizierte, wie eine Mannschaft nicht nur Stars braucht.
Hochhaus: Völlig richtig. Wertvoller ist oftmals die richtige Mischung aus „Spielern“ mit den entsprechenden Qualifikationen, der geeigneten „Aufstellung“ – der Struktur – und dem richtigen Zusammenspiel, der Prozesse.
Mayer-Vorfelder: So gesehen ist neben der Struktur vor allem eine adäquate „Kaderplanung“, also eine strategische Personalplanung, für jedes Unternehmen elementar. Damit kann das richtige Team gefunden, gehalten und weiterentwickelt werden. Dann finden auch Talente und Stars als Mitarbeiter ein Umfeld, das sie bei ihren Zielen unterstützt und mit dem sie sich identifizieren können.
SPONSORs: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch.