Die Digitalisierung von Sportverbänden

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Gastbeitrag von Dr. Marcus Hochhaus in der Fachzeitschrift SPONSORs.

Wer repräsentiert in Zukunft die über 23 Mio. aktiven Sportler in Deutschland, d.h. wer organisiert, aktiviert und vermarktet diese attraktive Zielgruppe? Im Hinblick auf den Stand und die Geschwindigkeit in der Digitalisierung von Sportverbänden und -organisationen stellt sich diese Frage, denn der organisierte Spitzen- und Breitensport steht in einem intensivem Wettbewerb mit globalen Digitalplattformen, als auch neuen Playern aus der Fitness, dem eSport und dem SportTech. Der DHB hat sich diesem Wettbewerb gestellt, mit Unterstützung der Agentur SPORTHEADS.

Der organisierte Sport und seine nationalen und regionalen Dachorganisationen sind durch die Digitalisierung in ein Dilemma geraten. Mit stagnierenden Mitgliederzahlen und traditionellen Geschäftsmodellen sind die Budgets für notwendige Investitionen in die digitale Transformation limitiert, während neue Player im Sport mit Digital-Know-How und Investorengeldern jeden Tag neue, digitale Claims abstecken, Märkte besetzen und Herrschaftswissen ausbauen.

So meldet etwa das von adidas übernommen Runtastic bereits 2019 über 300 Mio. App-Downloads, Freelatics verzeichnet über 51 Mio. Nutzer weltweit und die virtuelle Trainingsplattform Zwift hat unter der Führung von Ex-Hertha Investor KKR in 2020 weitere 450 Mio. USD von Finanzinvestoren erhalten. Ganz abgesehen von den aktuellen Milliarden-Übernahmen im eSport.

Währenddessen die Clubs und Verbände also mit viel freiwilligem Engagement und Herzblut auch physisch ganz nah am Sport und den Aktiven sind, fahren die privatwirtschaftlichen Unternehmen und Start-ups die digitale Ernte ein. Auch wenn man sagen könnte, die Verbände repräsentieren doch den richtigen Sport, den Sport von Europa- und Weltmeisterschaften und Olympia, so besteht die Gefahr, dass langfristig die Schnittstellen zu den Aktiven wechseln könnten – weg von den Verbänden und hin zu den Plattformen. Und damit würde für den Sport nicht nur die Rolle als Gatekeeper zu den Aktiven zur Disposition stehen, sondern der Sport würde damit auch Gefahr laufen, die Relevanz und damit die Budgets der Zukunft zu verlieren.

Angesichts dieser Herausforderungen hat sich z.B. der Deutsche Handballbund nicht nur strukturell mit einem hauptamtlichen Vorstand neu aufgestellt, sondern treibt seitdem u.a. seine digitale Transformation aktiv voran. Dabei mussten auch hier zunächst im Innern des Verbandes die digitalen Strukturen und Systemvoraussetzungen geschaffen werden, um im nächsten Schritt nach außen digital neu auftreten zu können.

Mit der Unterstützung der auf Sport spezialisierten Berater von SPORTHEADS hat der Vorstand unter Mark Schober, Thomas Zimmermann und Benjamin Chatton dazu mehrere Projekte angestoßen. Zunächst wurden im Zuge eines Digital Maturity Checks eine digitale Inventur der Systeme und Prozesse durchgeführt, die zukünftigen Anforderungen zusammen mit den Mitarbeitern analysiert und in einem mehrstufigen Auswahlverfahren geeignete Anbieter identifiziert. Schließlich wurden im Zuge der Implementierung eines neuen ERP- und eines CRM-Systems die internen Prozesse optimiert und die Mitarbeiter geschult.

Mit dem langfristigen Ziel, nicht nur die eigene Organisation zu optimieren, sondern die Handball-Community in Zukunft digital besser zu erreichen, wurde im nächsten Schritt mit der Konzeption, Planung und technischen Entwicklung einer neuen, digitalen Heimat für den Handball begonnen. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf der nachhaltigen Finanzierbarkeit, als auch der Einbindung von Landesverbänden und Ligen.

Nach über anderthalb Jahren Planung und Programmierung konnte Ende 2021 mit handball.net eine neue, zentrale Anlaufstelle für alle Fans des Handballs gelauncht werden. Mit der einmaligen Zusammenführung der Spieldaten aller Amateure und Profis in Deutschland wurde ein Fundament geschaffen, um den Handball in seiner Breite und Vielfalt zu repräsentieren und zukünftig noch weitere, digitale Services und Angebot aus dem Handball und für den Handball zu entwickeln. Damit wird die Schnittstelle zu den Aktiven und Fans wirkungsvoll besetzt und der Sport wieder besser in den digitalen Alltag der Menschen integriert.

„Die SPORTHEADS haben den DHB bei vielen wichtigen Schritten in der digitalen Transformation unterstützt, wertvolle Impulse gegeben und uns mit Ihrer Expertise viel Zeit und Geld gespart.“, sagt Mark Schober.

Dr. Marcus Hochhaus, Managing Partner von SPORTHEADS in München ergänzt: „Der DHB und sein Vorstand wollten selber der Treiber von Digitalisierung und Innovationen sein. Mit neuen Kernsystemen und Geschäftsprozessen, und vor allem mit neuen Geschäftsmodellen rund um handball.net konnten wir dem engagierten Team des DHB helfen, dafür die Grundlage zu schaffen. Damit ist der Handball im digitalen Wettbewerb sehr gut aufgestellt und hat mit handball.net ein im Vergleich einzigartiges, gemeinsamen Angebot geschaffen, das den Sport langfristig sichtbarer macht.“

Autor: Dr. Marcus Hochhaus, Managing Partner der Personal- und Strategieberatung SPORTHEADS GmbH, München / Köln